Folgen von Sehschädigungen

Folgen von Sehschädigung sind bzw. können sein:

  • physische Folgen (direkte Folgen oder durch die Sehschädigung verstärkte Wirkung): Orientierungsprobleme, Bewegungseinschränkungen und Bewegungsmangel, Kreislaufprobleme, Mangelernährung, Tag- Nacht-Rhythmus-Störungen, Hautprobleme u.v.a.m.
  • psychische Belastungen: u.a. Angststörungen, Depression bis hin zu Suizidalität
  • psychosoziale Auswirkungen: sozialer Rückzug, Desintegration, Verhaltensauffälligkeiten

Es ist eine Herausforderung, die vielfältigen funktionalen, kognitiven und emotionalen Folgen mit der Sehschädigung in Verbindung zu bringen und zu bewältigen.

Viele Folgen sind mit spezifischer rehabilitativer Unterstützung weitgehend reversibel (vgl. Studien von Wahl & Heyl 1990-2010). Bei komplexeren Situationen (Multimorbidität) können sie mit sehbehinderungsspezifischer Pflege gelindert werden. In vielen Fällen kann Selbständigkeit aufrechterhalten oder wiedererlangt werden.

Sehbehinderung wird von den Betroffenen mehrheitlich als Altersfolge hingenommen oder aus Furcht vor Kosten, vor Abhängigkeit, aus Scheu, sich unangemessen zu verhalten oder aus ähnlichen Gründen versteckt. Im privaten und im professionellen Umfeld werden Sehbehinderung und ihre Zusammenhänge mit Folgeproblemen meist nicht als solche erkannt. Rehabilitative Massnahmen zur Verbesserung der Selbständigkeit und der Lebensqualität bleiben aus.

Seh- und Hörbehinderung sind wesentliche Aspekte der Indikation zu «Altersfreitod» bei der Sterbehilfeorganisation Exit (vgl. auch Studie von Waern et al. 2002). Die Suizidrate von Menschen mit Sehbehinderung ist hoch. Konkrete Zahlen liegen aber nicht vor.

Unterschiedliche Beeinträchtigung bei Hör- und Sehbehinderung

Hör- und Sehbehinderung können sich gegenseitig verstärken. Beide beeinträchtigen das Sozialleben und belasten den seelischen Zustand (psychische und psychosoziale Ebene). Sehbehinderung beeinträchtigt zusätzlich die Steuerung und die Kontrolle von Aktivitäten im Alltag (Handlungen, Tätigkeiten) und damit die alltagspraktischen Fähigkeiten bis hin zur Selbstpflege. Unbegleitete Sehbehinderung kann zu Pflegeabhängigkeit führen.

 

KSiA